Der Markt um 1590
Das älteste Bild des Marktes stammt von Hans Donauer aus dem Jahr 1590. Das Gemälde ziert in form eines großen Medalions den ersten Fensterbogen auf der rechten Seite im Antiquarium der Residenz in München.
Legt man dem Gemälde die Ortsbeschreibung aus den Aufzeichnungen der Popstei Geisenhausen von 1593 zugrunde, so entsteht ein lebendiger Eindruck vom damaligen Markt. In Geisenhausen gab es damals insgesamt 98 Häuser. Die Anlage des Marktes war ähnlich wie heute: Es gab einen Vormarkt außerhalb der Vilsbrücke. Dort befanden sich 19 Häuser, darunter ein eigenes für den Kaplan und den Mesner der Wallfahrtskirche von St. Theobald auf dem Lebergerg".
Der eigentliche Markt von der Vilsbrücke bis zum Zehentstadel (Gasthaus Seisenberger) bestand aus 30 Häusern. An der Kirchgasse (heute Kirchstraße) standen 13 Häuser, an der Hafnergasse (Frontenhausener Straße) 19; das letzte war die Untermühle (Barthlmühle, Gärtnerei Jägel). An der Landshuter Gasse (Landshuter Straße) gab es nur vier Häuser; an der Westergasse (Bahnhofstraße waren es immerhin 12. Das letzte war die Obermühle (Rahbauer). Mehrere Häuser lagen vereinzelt.
Ineressanterweise finden sich einige Bezeichungen, die es heute längst nicht mehr gibt: "Hans Perkhmeier Pierpreu auf der Prugkh; Hans Lärpuecher, Schneider im Khobl; Eberspeuntner Pierpreu auf der Schweben; Paulus Atnberger; Wachter auf der Scheibn." In der Hafnergasse befanden sich zwei Häuser und ein Anger "in der Schmalzgrueb sowie ein Forsterhäusl neben dem Anglpergergässl."
Im Jahr 1593 lebten im Ort 16 Landwirte, 5 Bierbrauer und Bierwirte, 10 Weinwirte (!), 5 Metzger, 5 Bäcker, 3 Müller, 2 Kramer, 2 Binder, 4 Schreiner, 5 Weber, 1 Schwarzfärber, 5 Schmiede, 1 Pflugmacher, 1 Glaser, 1 Wegmacher, 1 Karrer, 2Nachtwächter, 1 Bader, 1 Fischer, 1 Gerichtsamtmann, 2 Gerichtsschreiber, 1 Pfarrer, 1 Gesellpriester, 1 Benifiziant, 2 Mesner und 1 Schulmeister.
Anfang des 17. Jahrhunderts
... verkaufte das Augsburger Domkapitel seine Grundherrschaft über Geisenhausen an das Stift St. Martin und Kastulus in Landshut. Die Nähe der Oberherrschaft war weder für den Markt noch für die Pfarrei von Vorteil; man sah den Bürgern oft zu genau in die Suppenschüssel.
Das 17. Jahrhundert war auch für Geisenhausen vom 30-jährigen Krieg beherrscht. In anschaulichen, ja manchmal drastischen Bildern schildert der Geisenhausener Barockdichter Andreas Mayr (1995-1675) die politischen und gesellschaftlichen Ausnahmesituationen, die der Krieg auch über unseren Markt brachte:
"Von allen lieben Freunden dein, bist meistenteils verlassen und musst ein Raub und Wohnung sein, derjenen die dich hassen."
Die 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts
... war in Geisenhausen geprägt von der Persönlichkeit des Pfarrers Dr. Franz Joseph Kastner. Er brachte die Wallfahrt nach St. Theobald noch einmal in Schwung und ließ die Wallfahrtskichte von Grund auf renovieren und im Barockstil ausgestallten. Er war ein sehr fortschrittlicher Geistlicher, der aus eigener Kasse im Jahr 1738 ein Krankenhaus stiftete und einen Fond zur Ausbildung junger Menschen gründete.
19. und 20. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert war Geisenhausen finanziell eine arme Gemeinde, das zeigte ein Schreiben des Marktrats aus dem Jahr 1832 an die Regierung, worin der Markt unter die ärmsten Gemeinden Bayerns gezählt wird. Erst in der zweiten Jahrhunderthälfte ging es wirtschaftlich besser. Aus einem überwiegend bäuerlich strukturierten Gemeinwesen entstand im Zuge der Indurstrialisierung eine Mischung aus Handwerksbetrieben und Fabriken. Bereits im Jahr 1875 wurde die Leder- und Schäftefabrik Dräxlmaier gegründet. Heute ist Die Firmengruppe Dräxlmaier in Betrieb der Autozulieferindustrie. 1885 gründete Jakob Zeiler eine Schäftefabrik. Die Firma entwickelte sich zur Leder- und Textilbekleidungsfabrik. Um die Jahrhundertwende entstanden eine Malzfabrik und eine Ziegelei. Die Einwohnerzahl stieg laufend an: 1840 waren es 556 Einwohner, 1867 855, 1903 1163, 1928 1436.
In diesem Aufwärtstrend passt auch der Bau der Eisenbahnlinie Landshut - Neumarkt 1881 bis 1883 mit der Bahnstation Geisenhausen.
"Somit war Geisenhausen an den Weltverkehr angeschlossen," stellte Oberlehrer Fahrmeir in seiner Chronik von 1935 lakonisch fest. Der Bau eines Kindergartens und die Gründung der Raiffeisenbank am Ende des 19. Jahrhundesrts weisen den Markt als aufstrebende Gemeinde aus. Die Bürger gingen mit der Zeit. Schon 1907 fuhr der Brauereibesitzer Johann Dettenhofer das erste Auto im Markt. Seit den 30er Jahren konnte man Fahrräder und Motorräder kaufen. Für die Bevölkerung lieferte die Dampfmaschine der Firma Dräxlmeier seit 1917 elektrischen Strom. Während die wirtschaftliche Entwicklung in Eigendynamik vorwärts trieb - eingeschränkt natürlich durch die Talsohle der 20er und 30er Jahre - kam die Zeit des Dritten Reiches auch über Geisenhausen. Markt und Bevölkerung überstanden die braune Diktatur relativ unbeschadet. Leider mussten 181 junge Menschen aus der Pfarrei im Krieg ihr Leben lassen, 78 werden vermisst. Nach 1945 kamen Hunderte von Flüchtlingen in den Ort.
Die Bürgermeister der damaligen Zeit hatten mit den Wohnungsamt eine schwierige Aufgabe zu meistern. Die der Nachkriegsjahre lastete schwer auf def Bevölkerung. Doch schon nach der Währungsreform 1948 ging es allmählich wieder aufwärts. Von 1948 bis 1952 ließ die Gemeinde einen Kindergarten und ein Leichenhaus errichten. 1950 entstand die erste Siedlung an der Vilsbiburger Straße. Neugierig strömten die Menschen ins Kino, das im Jahr 1948 im ehemaligen Gasthaus Huber - Keller eröffnet wurde (Geschäftshaus Beer). Es bot etwa 300 Personen Platz. Begeisterte Zuschauer aus nah und fern sahen im Jahr 1950 das erste Motorradrennen auf den Vilswiesen bei Rampoldsdorf. Im Winter wurden Schirennen veranstaltet. In diese Epoche fiel auch die Glanzzeit der Geisenhausener Fußballer. Von 1946 bis 1954 spielten sie in der höchsten niederbayerischen Spielklasse mit so renommierten Mannschaften wie Spvgg Landshut, Spvgg Deggendorf oder SC Zwiesel um Meisterehren.
Das Wirtschaftswunder in den 50er und 60er Jahren bescherte auch dem Markt Geisenhausen einen großen Aufschwung. Rund um den alten Ortskern werden Baugebiete erschlossen: Nord-Ostsiedlung, Bahnhofsiedlung, Fimbacher Feld, Feldkirchen; in den 70er und 80er Jahren Theobald-Siedlung, Brunnfeld, Hopfengarten und Pfarrfeld. Die wachsende Bevölkerungszahl machte den Bau eines neuen Kindergartens und den der Grund- und Hauptschule erforderlich. Die Vergrößerung des Marktes erforderte auch die Anlage eines neuen Friedhofs. Eine neue Kläranlage wurde 1968 gebaut. Zu den großen öffentlichen Einrichtungen zählt auch das Freibad an der Vilsbiburger Straße, das 1971 eröffnet wurde. Seit der Gemeindegebietsreform von 1978 wurde der Rathausneubau immer dringender. 1983 konnte das neue Rathaus am Marktplatz bezogen werden.