Zur Wallfahrtskirche St. Theobald pilgerten die Menschen 400 Jahre lang, von etwa 1390 bis 1790. Die wundertätige Figur des hl. Theobald, eine bedeutende Arbeit aus des Landshuter Schule um 1525, thront heute auf dem neu errichteten Barockaltar der geschmackvoll renovierten Kirche (Renovierung 1984 - 1989). Deutlich sind drei Bauphasen der Kirche zu erkennen. Den ältesten Teil bildet die heutige Sakristei; sie war ursprünglich eine Kapelle (um 1300), die dem hll. Achatius geweiht war. Nachdem wohl um 1390 ein Wallfahrtsbild des heiligen Theobald von Thann im Oberelsass nach Geisenhausen gebracht worden war, groß auf. Zwischen 1420 und 450 wurden der jetzige Chorraum und das Hauptschiff mit dem Turm angebaut. Zur Blütezeit der Wallfahrt im 16. Jahrhundert kamen die Pilger von weit her, aus Wien, München, Deggendorf, Eggenfelden, Frankenhausen, Landshut und natürlich auch aus der näheren Umgebung. Das Langhaus wird von einem großen ovalen Deckengemälde beherrscht, das die Aufnahme des hll. Theobald in den Himmel zeigt. Auf diesem Gemälde von 1724 ist auch der Markt Geisenhausen abgebildet. In dieser Zeit wurde die gotische Kirche unter Pfarrer Dr. Franz Joseph Kastner barockisiert. Bei der Renovierung 1964 wurden an den Wänden des Hauptschiffes Rötelzeichnungen und Votivschriften aus dem 15. Jahrhundert freigelegt. Häufig kann man lesen "hic fuit" = hier ist da gewesen mit anschließendem Namenzug. Einige Handwerkzeichen, wie die der Schneider, Bäcker oder Zimmerer sind ebenfalls zu erkennen; ebenso zwei Pompardons, ein gekreuztes Schlüsselpaar, einige Wappen und Jahreszahlen, wie 1448, 1492, 1496, 1566. Vielleicht waren die Inschriften Vorläufer von Votivtafeln.
Frühgotische Fresken in der Sakristei |
Rötelzeichnungen auf der |
Von einem eigenartigen Wallfahtsbrauch vor Jahrhunderten künden die 1984 entdeckten Tonvotive, die heute in zwei Nischen an der Rückwand der Kirche ausgestellt sind. Neben den sonst üblichen Votivgaben aus Holz oder Wachs weihte man dem hl. Theobald auch Tonvotive in Form von Köpfen. Die Pilger opferten diese Votive vor allem, um von ihren Kopfleiden aller Art (Augen, Ohren, Hals) geheilt zu werden. Hände und Füße aus Ton gehörten ebenfalls zu den Weihegaben, denn der hl. Theobald war auch für Podagra zuständig. Zum überwiegenden Teil wurden die Votivgaben im Kröninger Hafnergebiet hergestellt. Die meisten Stücke wurden von den Wallfahrern selbst mitgebracht. Es ist jedoch nicht von Hand zu weisen, dass die Votive angeboten wurden. Die Frage nach dem Alter beantworten die interdisziplinären Untersuchungen von Dr. Markmiller (Dingolfing) und L. Grasmann (Vilsbiburg) mit einer Datierung zwischen dem 15. und 18. Jahrundert.
Urtümlich und geheimnisvoll sehen sie aus. Einfache nativ gestaltete Gesichter, andere wieder modelliert, ja künstlerisch portraitiert.
Porträt-Votiv |
Kopf- und Fußvotiv |